Vernetzte Frauen, um Solarenergie zu fördern

Von Sandra Damiani (Sapopema Comunicação Socioambiental)

Ilustração: Carmen San Thiago (Cajuí Comunicação)
Illustration: Carmen San Thiago (Cajuí Comunicação)

Der Markt für erneuerbare Energien ist weltweit einer der stark wachsenden Sektoren, der Arbeitsplätze und Möglichkeiten für sozioökonomische Entwicklung schafft und auch ökologische Vorteile bringt. Doch die Beteiligung von Männern und Frauen in diesem Sektor ist immer noch ungleich. Laut einer Umfrage von Greener im Jahr 2020 haben 40 % der Solartechnikunternehmen in Brasilien keine Frauen unter ihren Mitarbeitern. Der Wunsch, diese Benachteiligung abzubauen, regten fünf Frauen aus der Energiebranche an, ein Netzwerk Frauen in der Solartechnik (Rede Mesol) zu gründen. Diese Initiative wird von GIZ Brasilien über das Projekt Energiesysteme der Zukunft (ESZ) mit dem Energieministerium unterstützt, das die Integration von erneuerbaren Energien in die brasilianische Energiematrix anspornt.

Nach einem Webinar über die Netzwerke der International Solar Energy Society sprachen fünf Forscherinnen für erneuerbare Energien aus dem Süden Brasiliens über ihre Realität: Sie sind eine Minderheit in der Branche und werden in der Praxis oft nicht respektiert. Es entstand das Bedürfnis, sich mit anderen brasilianischen Frauen aus der Branche zu ihren Erfahrungen auszutauschen. Sie organisierten das 1. Treffen von Frauen in der Solartechnik, an dem 30 Teilnehmerinnen anwesend waren. Es wurde auch online übertragen und weist derzeit über 1.000 Aufrufe auf. Aus diesem Treffen entstand das Mesol-Netzwerk mit aktuell 285 Frauen in einer WhatsApp-Gruppe und mehr als 1.800 Followern in den sozialen Medien.

Vorurteile überwinden

Die Geschichte von Kathlen Schneider, eine der Gründerinnen des Mesol-Netzwerkes, zeigt, wie wichtig es ist, diesen Markt integrativer zu gestalten und Frauen, die mit Solartechnik arbeiten, miteinander zu verbinden: Die Branche ist überwiegend eine Männer-Domäne, im Unterricht gab es sechsmal mehr Männer als Frauen und man sprach wenig über neue Arbeitsmärkte und Innovation mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit. Während ihres Studiums musste sie alleine herausfinden, wie sie das Thema Nachhaltigkeit in das Bauingenieurwesen aufnehmen und bearbeiten könnte.

Als sie nach Möglichkeiten auf dem Campus suchte, arbeitete sie als Freiwillige im Labor für Energieeffizienz in Gebäuden der Bundesuniversität Santa Catarina, wo sie ein wissenschaftliches Initiativstipendium erhielt. Erst als sie im Rahmen eines Austauschs in Neuseeland mit Frauen aus anderen Ländern in Kontakt kam, wurde ihr stärker bewusst, wie viel Geschlechterungleichheit in diesem Sektor hierzulande herrschte.

„Ich habe im Ingenieurstudium viele Vorurteile ertragen, wurde herabgesetzt, musste Witze über meinen Körper hören, aber nie Kommentare über mein Wissen. Wir vermännlichen uns, um weiterzukommen. Trotzdem sehe ich mich als Privilegierte. Die Realität ist für die Mehrheit der Frauen noch schwieriger, ohne denselben Zugang zu Bildung, mit geringem Einkommen und für schwarze Frauen“, sagt sie. In einer Umfrage des Mesol-Netzwerks im Jahr 2019 gaben 64 % der Fachkräfte in diesem Sektor an, sexistische Kommentare gehört zu haben, und 49 % haben Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund ihres Geschlechts erlebt.

Im Jahr 2021 organisierte das Mesol-Netzwerk zusammen mit der deutschen Außenhandelskammer in Rio de Janeiro (AHK-RJ) und mit Unterstützung der C40 Cities Finance Facility (CFF) sowie der GIZ die Untersuchung „Solartechnik in Brasilien: Was sind die Hindernisse und Chancen für weibliche Fachkräfte in diesem Sektor?“. Diese Umfrage ergab, dass Frauen in jüngerem Alter in den Solartechnikmarkt einsteigen und tendenziell besser ausgebildet sind als Männer, aber im Durchschnitt 31 % weniger verdienen als ihre Kollegen. Fast alle von ihnen (92 %) wiesen darauf hin, dass weiterhin Hindernisse und Herausforderungen in der Branche bestehen, wie Sexismus und Vorurteile, Mangel an Informationen und Chancen sowie wenig Zugang zu Führungspositionen. Auch rassenbezogene Ungleichheiten wurden offensichtlich: Von der Grundgesamtheit der Teilnehmer sind nur 30 % der Befragten schwarz.

Durch GIZ Brasilien näherte sich die Frauenorganisation in Brasilien anderen Netzwerken wie dem Global Women’s Network for Energy Transition (GWNet), bei dem Schneider ein einjähriges Mentoring-Programm in Südafrika absolvierte mit Unterstützung des ESZ-Projekts. „Die GIZ war bedeutend für die Umsetzung der Ideen. Es war fantastisch, welches Ausmaß das Netzwerk angenommen hat“, meint Schneider, die derzeit dem Vorstand des Instituts für die Entwicklung alternativer Energien in Lateinamerika (IDEAL) angehört.

Die Aktionen des Mesol-Netzwerks verbinden Expertinnen der Solartechnik. Sie knüpfen Kontakte und vermitteln sich sogar gegenseitig Aufträge. Viele Partnerschaften von Frauen, die gemeinsam Projekte entwickelt haben, sind in der Whatsapp-Gruppe entstanden. „Die Frauen beginnen, sich ihrer Situation bewusst zu werden und für eine andere Realität zu kämpfen. Wir hoffen, dass die nächsten Generationen mehr Gleichberechtigung vorfinden“, sagt sie. Zu diesem Zweck wurde in Zusammenarbeit mit der GIZ die YouTube-Kampagne „Energiefrauen“ (Mulheres de Energia) ins Leben gerufen, um junge Mädchen zu ermutigen, ein Studium in entsprechenden Bereichen aufzunehmen, das zu einer zukünftigen Aktivität in diesem Sektor führt.

Die Gleichstellung der Geschlechter unter Einbeziehung von Cis- und Trans-Frauen eröffnet auch neue Perspektiven und Ideen für die Bewältigung globaler Umweltprobleme. „Wir müssen dringend Lösungen für den Klimawandel finden, und wenn wir weiterhin die gleichen Dinge auf die gleiche Art und Weise tun, werden wir keine anderen Ergebnisse erzielen. Wenn mehr unterschiedliche Ansichten, mehr Frauen und Menschen mit unterschiedlicher sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Herkunft einbezogen werden, führt dies zu anderen Lösungen und bereichert die Vorschläge und Lösungen“.

Projekt: Energiesysteme der Zukunft
Politische Träger: Ministerium für Bergbau und Energie (MME)
Finanzieller Träger: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Tags: No tags

Comments are closed.