Indigene Frauen fordern Teilhabe an Regierungsführung

Von Sandra Damiani (Sapopema Comunicação Socioambiental)

Ilustração: Carmen San Thiago (Cajuí Comunicação)
Illustration: Carmen San Thiago (Cajuí Comunicação)

Als Kriegerinnen, Mütter und Hüterinnen der Kultur und des Wissens der Vorfahren suchen indigene Frauen mehr Möglichkeiten , um gemeinsam mit den Männern an den Entscheidungen ihres Volkes beteiligt zu sein. Eliane Xunakalo, eine indigene Frau vom Volk der Bakairi, lebt einen anstrengenden Alltag, in dem sie weite, tagelange Reisen unternimmt, um entlegene Dörfer zu erreichen. Sie besucht verschiedene Völker in Mato Grosso, einem brasilianischen Bundesstaat in Amazonien, der fast dreimal so groß ist wie Deutschland. Nach dem Abschluss von zwei postgradualen Studiengängen ist es ihr gelungen, den beschränkten Zugang zu Bildung der indigenen Völkern zu überwinden. Heute arbeitet sie als institutionelle Beraterin des Bundes Indigener Völker und Organisationen von Mato Grosso (Fepoimt) in Cuiabá. Ihr Ziel ist es, das Frauenreferat zu organisieren, was mit Unterstützung der GIZ Brasilien möglich wurde.

Wie Eliane Xunakalo wollen die indigenen Frauen ein größeres Mitspracherecht haben und organisieren sich in diesem Sinne. Derzeit gibt es im Bundesstaat neun indigene Frauenverbände und eine bundesstaatliche Vertretung, die Organisation der indigenen Frauen von Mato Grosso (Takiná, ein Wort in Karajá, das Stern bedeutet und nur von Frauen ausgesprochen wird).

„Es ist eine überwiegend patriarchalische Kultur, sodass es für Frauen schwierig ist, ihren Platz einzunehmen, aber das ändert sich, es gibt weibliche Häuptlinge und Führungskräfte. Es ist eine Frage der Erziehung und des Verständnisses, dass wir nicht die Kultur verändern, sondern die Möglichkeit haben möchten, Einfluss zu nehmen und an den Entscheidungen teilzuhaben, denn sie (die Frau) ist auch Teil der Gemeinschaft. Das soll nicht etwas Schädigendes sein, ganz im Gegenteil, es wird soll bereichern“, argumentiert Eliane.

Obwohl mehr indigene Frauen studieren, ist der Zugang zu Schulen außerhalb der indigenen Gebiete schwierig. Wenige schaffen den Einstieg in Universitäten, die weit von den Dörfern entfernt sind und Kosten für Essen, Transport und Unterkunft mit sich bringen. Von vielen Dörfern aus wie jene im Indigenenpark von Xingu, wo 16 Völker leben, reist man bis zu drei Tage lang per Boot, Auto und Bus, um in die Hauptstadt Cuiabá zu gelangen. „Studieren ist anstrengend. Es gelingt mir nicht nur meiner Gemeinschaft, sondern auch anderen Menschen etwas zurückzugeben. Mit dem Wissen, das ich mir angeeignet habe, kann ich anderen Menschen helfen. Das ist eine Ehre für mich“, sagt Eliane Xunakalo.
Sie weist darauf hin, dass kulturelle Aspekte respektiert werden müssen, beispielsweise die Tatsache, dass indigene Frauen sich nicht von ihren Kindern und ihrem Mann trennen. Die Beachtung dieser kulturellen Unterschiede schafft die Voraussetzungen zur Beteiligung. „Wir trennen uns nicht von unseren Kleinkindern. Dies sind Besonderheiten, die verstanden und unterstützt werden müssen. Wir sind Indigene und Frauen und können nicht von der Beteiligung absehen, weil wir ein Kind haben“, betont sie.

Gelungene Konsultation als Schlüssel für Inklusion indigener Völker

Der große Anstoß für die Stärkung indigener Frauen in Führungspositionen im Bundesstaat Mato Grosso erfolgte während des öffentlichen Konsultationsprozesses des REM-MT (REED Early Movers) Programms. Ziel dieser Initiative ist es, die Abholzung von Wäldern zu mindern und die Reduktion von Treibhausgasen durch finanziellen Ausgleich für die Erhaltung der Wälder zu entschädigen. Die Ureinwohner sind dabei einer der Hauptakteure, da sie die Hüter der größten geschützten Gebiete des Amazonaswaldes sind.
Die öffentliche Konsultation erstreckte sich über anderthalb Jahre. Sie war in Brasilien ein Vorreiter für die vollständige Umsetzung der Anforderung des IAO-Übereinkommens 169. Der Prozess umfasste die Anhörung und Teilnahme der Ureinwohner im direkten Dialog mit öffentlichen Behörden, wobei sie ihre Forderungen zur Sicherheit der Gebiete, ihres soziokulturellen Überlebens und der Erhaltung des Waldes darlegten. Obwohl es viele für Frauen offene Workshops gab, waren Frauen kaum vertreten. „Wir hatten die Idee eines Workshops ausschließlich für Frauen. Die GIZ Brasilien hat geholfen, die Mittel zu beschaffen. Meiner Meinung nach war es der beste Workshop von allen, 250 Frauen haben teilgenommen“, erzählt Eliane Xunakalo.

Insgesamt beteiligten sich 1.500 Indigene von 42 Völkern an der öffentlichen Konsultation, die mittels zwölf Multiplikatoren- und regionalen Vorbereitungskonsultationen durchgeführt wurde. Ziel war es, das indigene Unterprogramm des REM-MT-Programms einzuführen, was neben einer komplexen Logistik, um die Vertreter der weit voneinander entfernt lebenden Völker zusammenzubringen, auch die Einstellung von Übersetzern und die Erstellung von Informationsmaterial erforderte. Die Broschüren für das Frauenworkshop hatten dazu noch exklusive Inhalte, darunter Themen wie häusliche Gewalt.

In der Geschichte war es stets der Staat, der seine indigene Bevölkerung nicht wertschätzt. Das REM gab uns die Möglichkeit, mit dem Staat zu sprechen. Wir haben Ärgernisse, aber wir wissen, dass die GIZ Brasilien eine Vermittlerrolle spielt, um mögliche Konflikte zu vermeiden, und uns unterstützt, weil indigene Themen komplex sind und nicht verstanden werden“, erklärt Eliane Xunakalo.

Projekt: Programm REDD+ für Early Mover (REM)
Politische Träger: Das Umweltsekretariat des Bundesstaates Mato Grosso (Sema/MT), das Umweltsekretariat des Bundesstaates Acre (Sema/AC), das Institut für Klimawandel und Umweltdienste des Bundesstaates Acre (IMC/AC) und das brasilianische Ministerium für Umwelt (MMA)
Finanzieller Träger: KfW Entwicklungsbank

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