Mit audiovisuellen Medien indigenes Wissen teilen

Von Sandra Damiani (Sapopema Comunicação Socioambiental)

ILustração: Carmen San Thiago
Illustration: Carmen San Thiago (Cajuí Comunicação)

Stundenlange Fahrten mit Motorbooten auf den Flüssen Paraguay und Içana befördern Michely Kaiowá im Pantanal im Bundesstaat Mato Grosso do Sul und Francineia Bitencourt Fontes vom Volk der Baniwa im Amazonasgebiet im Bundesstaat Amazonas. Tausende von Kilometern voneinander entfernt unternehmen sie eine lange Reise auf dem Land und im Boot. Sie reisen in abgelegene Indigenengebiete, um in Bildern und Sprache zu veranschaulichen, wie die indigenen Völker konkrete Beiträge zur Umsetzung der Nationalen Politik für Umwelt- und Landmanagement in Indigenengebieten (PNGATI) leisten.

Die PNGATI ist die wichtigste nationale Leitschnur für alle Politikbereiche zur Umsetzung der Rechte indigener Völker und dem Schutz ihrer Gebiete. Das audiovisuelle Material mit indigenen Protagonisten wird als Lernvideo für den von der GIZ unterstützten Fernkurs genutzt, der für Funai-Mitarbeiterinnen, Indigene und anderen staatliche und nicht staatliche Akteure, die mit indigenen Völkern in Brasilien arbeiten, entwickelt wurde.

Beide Frauen gehören einer Gruppe von vierzehn Filmemacherinnen aus verschiedenen Stämmen an. Diese wurden von der GIZ und der Partnerinstitution, der Indigenenbehörde FUNAI, mit Ausrüstung und einem Stipendium unterstützt. Ferner wurden sie über den gesamten Prozess online begleitet und – je nach Bedarf – in technischen und rechtlich-administrativen Themen fortgebildet.

Eine lange Reise in die Indigenengebiete: Michely Kaiowá fuhr sechs Stunden im Boot bis zur Insel Ínsua, wo sie sieben Tage lang blieb, um die Guató-Ethnie zu dokumentieren. Die Guató sind das letzte „Kanu-Volk“ des Pantanals. Was sie am meisten beeindruckte, war der schwierige Zugang zu Lebensmitteln. „Sie haben nur Fisch und Wild, wenn sie etwas fangen. Die Grundnahrungslieferung kommt alle drei Monate“, berichtet sie und erklärt, dass Pflanzungen durch Dürre und Trockenheit beeinträchtigt werden. Weite Teile der Subsistenzlandwirtschaft waren ferner von den großen Bränden im Pantanal betroffen. Im Indigenengebiet Guató leben 419 Indigene, die über Schwierigkeiten berichteten, ihr Kunsthandwerk außerhalb der Insel zu vertreiben und ihre Produkte zu verkaufen.

Die Filmemacherin Micheli Kaiowá produzierte einen weiteren Film über die traditionelle Medizin der Guarani Kaiowá. Sie zeigt, wie die indigene Ethnie Kräuter, Gesänge und Tänze bei Heilungsritualen verwendet. Im Indigenengebiet Panambizinho, im Kreis Dourados, Bundesstaat Mato Grosso do Sul, leben 414 Menschen auf tausend Hektar Land. „Ich bin in den Sumpf gegangen, um zu zeigen, wie wir an die Medizin kommen“, sagt Michely Kaiowá, die für die Filmaufnahmen ihre erste eigene Kamera mit 4K-Auflösung genutzt hat.

Fran Baniwa, wie sie genannt wird, brauchte acht Stunden mit dem Boot, um das Dorf Assunção im indigenen Gebiet Rio Negro in São Gabriel da Cachoeira zu erreichen. Es ist die Gemeinde mit den meisten indigenen Einwohnern (77%, Zensus 2010) in Brasilien, nahe der Grenze zu Kolumbien und Venezuela gelegen. Der erste Drehbuchvorschlag sah vor, die Einkommensmöglichkeiten mit den sogenannten „Pfefferhäusern“ bei der Produktion einer speziellen Pfeffermischung zu erkunden, was jedoch aufgrund der Pandemie nicht möglich war: Die Pandemie erschwerte die Arbeit von Fran Baniwa und den anderen Filmemacher*innen erheblich, da wegen Selbstisolation vieler indigener Völker deren Gebiete nicht zugänglich waren. Während der Aufzeichnungen verstarben zudem viele indigene Autoritäten an Covid-19 und in den Dörfern wurden über lange Zeiträume Trauerzeremonien abgehalten.

Fran Baniwa wählte daher für ihre Filmarbeit die Darstellung der Korbflechtkunst der eigenen Etnie im Territorium der Baniwa. Alle Etappen der Herstellung des Kunsthandwerks wurden aufgezeichnet: vom Sammeln im Wald und der Gewinnung von Fasern aus Arumã, einer Pflanze, die in teilgefluteten Gegenden wächst, die Aufbereitung der Fasern, die Färbung und das Weben. Die Bedeutung der verschiedenen Muster in der Baniwa-Korbkunst wurde vorgestellt. „Es war ein Lernprozess, sowohl für die jungen Leute als auch für die Zuschauer des Dokumentarfilms, denn ich konnte die weisesten Autoritäten interviewen, die tiefes Wissen der Kunst besitzen. Wir bildeten einen Kreis, und der Weise begann zu sprechen, und alle haben dabei gelernt. Es war ein Austausch“, erinnert sich Fran Baniwa, die ebenfalls erstmals mit eigener Filmausrüstung arbeitete.

„Heute habe ich eine komplette Ausrüstung, um meine Arbeit fortzusetzen und zu verbessern. Ich habe eine starke Waffe zum Aufzeichnen und um weiter Videos zu produzieren. Ich habe mit diesem Projekt viel gewonnen, neben der Anerkennung, der Stärkung meiner selbst als indigene Frau und der Wertschätzung meiner Arbeit als Filmemacherin“, betont sie.

Projekt: Schutz und nachhaltiges Management in Indigenengebieten Amazoniens: Stärkung der Governance-Instrumente und -Instanzen der Nationalen Politik für Umwelt- und Landmanagement in Indigenengebieten (PNGATI) in Brasilien (abgeschlossen)
Politischer Träger: Nationale Indigenenbehörde (FUNAI)
Finanzieller Träger: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

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